Bei der jährlich, über die Landesgrenzen hinaus bekannte, Bad Tölz Leonhardifahrt, handelt es sich um eine Pferdewallfahrt zu Ehren des Heiligen Leonhard von Limoges, der Schutzpatron aller Nutztiere. Die Tölzer Leonhardifahrt gilt als die größte und bedeutendste und zieht jährlich Tausende von Besuchern an.
Die erste Leonhardifahrt soll 1772 stattgefunden haben, so wie sie jedoch heute stattfindet im Jahre 1856. Meist findet sie am 6. November statt, dem Namenstag von Leonhard, sofern dieser nicht auf einen Sonntag fällt.
Es nehmen hauptsächlich Bauern aus dem Tölzer Umland teil. Zum Teil sind hierbei Höfe seit mehr als 100 Jahren teil. Man spricht in der Regel von der Leonhardifahrt statt -ritt, da der Schwerpunkt auf den Wagen liegt.
Das Mitreiten ist Frauen traditionell untersagt. Diese dürfen, genau wie die Kinder, nur auf den Wagen mitfahren. Hierbei tragen die jungen, ledigen Frauen das Mieder und verheiratete den Schalk.
Abhängig vom Datum und der Witterung kommen an diesem Tag zwischen 15.000 und 25.000 Besucher nach Bad Tölz.
Inhalt
Vorbereitung Bad Tölz Leonhardifahrt
Meist Anfang Oktober beginnen die Vorbereitungen und das Schmücken der Wagen, da dies sehr aufwendig ist. Besonders das Schmücken der Tafelwagen bedarf großen handwerklichen Geschicks.
Auch das Frisieren und Ankleiden an Leonhardi selbst nimmt viel Zeit in Anspruch und erfordert frühes Aufstehen an diesem Tag.
Und natürlich werden auch die Pferde zu diesem Anlass aufwendig herausgeputzt, die Mähnen frisiert sowie deren Geschirr mit Glocken geschmückt.
Ablauf
1856 führte der Pfarrer Pfaffenberg einige Änderungen ein und seitdem besteht der Ablauf dieser Wallfahrt bis heute. Die Wallfahrt startet um 9 Uhr unter Kirchengeläut vom Max-Höfler-Platz, zieht durch die Badstraße, über die Isarbrücke, durch die Marktstraße, in die Nockhergasse, über den Maierbräugasteig rauf zum Kalvarienberg.
Hier umreiten und umfahren die Wallfahrer die Leonhardikapelle, währenddessen die Segnung von einem Geistlichen stattfindet und anschließend erfolgt dann der Gottesdienst. Dieser wird inzwischen über Lautsprecher übertragen.
Anschließend bewegt sich der Zug wieder Richtung Marktstraße und dann zur Mühlfeldkirche, wo der letzte Segen stattfindet.
Beim Leonhardilader handelt es sich, ähnlich wie bei einem Hochzeitslader, um den Brauch, dass dieser Wochen vor der Wallfahrt persönlich bei den Bauern erscheint und einlädt.
Wagenformen
Bei den heutzutage bis zu 80 geschmückten Wägen ziehen im traditionellen Vierergespannen durch die Stadt. Da auf Authentizität großen Wert gelegt wird, sind nur beschlagene Holzräder, jedoch keine Gummireifen zugelassen. Und genau das unterscheidet die Tölzer Leonhardifahrt von anderen.
Der älteste, immer noch teilnehmende Wagen ist ein sogenannter Truhenwagen und stammt aus dem Jahre 1785.
Bei der Tölzer Leonhardiwallfahrt zeigen sich vor allem folgende drei Wagenformen:
- Der Truhenwagen diente einst als Transportwagen. Die Bauweise entspricht der jahrhundertealten Tölzer Kistlertradition. Sie sind bemalt und dekoriert wie alte Truhen bzw die berühmten Tölzer Kästen. Die Grundfarben der Truhenwagen sind zumeist hellblau oder -grün, wobei es sich um die Farben des Himmels und der Landschaft handeln soll. Als Motive sind meist Landschaftsmalereien, Wallfahrtsszenen, Ortsansichten, Szenen aus der bäuerlichen Glaubenswelt, kurze Bittgebete und als wiederkehrendes Motiv die Rose. Die ältesten Truhenwagen sind aus dem 18. Jahrhundert und sind heute im Tölzer Stadtmuseum zu bewundern. In den Truhenwagen sitzen meist 8-12 Personen in Zweierreihen.
- Bei den Tafelwagen handelt es sich um ehemalige landwirtschaftlichen Nutzfahrzeuge. Mit diesen wurden zumeist Heu und Stroh transportiert. Die Tafelwagen werden aufwendig geschmückt mit Buchs, Tannenreisig, Immergrün, Wacholder und Seidenpapier. Die Insassen sitzen sich hier in Zweierreihen gegenüber.
- Die Darstellungswagen zeigen Gebäude- und Landschaftsnachbildungen oder Szenen aus dem Leben des Heiligen Leonhards. Hier fahren zumeist die kleinen Kinder mit.
Goaßlschnalzer
Als Abschluss der Wallfahrt findet traditionell in der Marktstraße das Goaßlschnalzen statt. Dieser einst heidnische Brauch dient dem Vertreiben böser Geister durch das laute Knallen der Peitschen. Dabei peitschen mehrere Gruppen gleichzeitig, was einen bestimmten Rhythmus erzeugt.
Brettlhupfer
Der Brettlhupfer, auch Praxer genannt, hat eine wichtige Aufgabe auf dem Wagen. Er steht hinten auf einem Trittbrett und wenn es erforderlich ist hupft bzw. springt er vom Wagen und bremst diesen notfalls auch aus. Bor allem bei steilen Anstiegen, wie im Maierbräugasteig ist der Brettlhupfer wichtig. Hier werden spezielle Holzblöcke zum Abbremsen genutzt. Diese einstigen Fuhrknechte sind auch als Leonhardidrescher bekannt, wenn sie früh morgens mit lauten Peitscheschlägen die Tölzer Bevölkerung wecken aber auch um den Zug voranzutreiben, wenn er ins Stocken gerät.
Bad Tölz Leonhardifahrt – Unesco Kulturerbe
Im Juli 2016 wurde dieses Ereignis als „Tölzer Leonhardifahrt“ als Immaterielles Kulturerbe Bayerns anerkannt. Im Dezember desselben Jahres erfolgte zudem noch die Aufnahme ins Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes durch die Deutsche Unesco-Kommission.
Hierbei wird vor allem die Fahrt als „Kulturform, die die Menschen der gesamten Region um Bad Tölz verbindet“ gewürdigt und lobt darüber hinaus „die Maßnahmen zur Wahrung des lokalen Rahmens, um das Fest nicht zu einer reinen Tourismusveranstaltung werden zu lassen“.
Fazit Bad Tölz Leonhardifahrt
In Bad Tölz selbst ist an diesem Tag ein Stadtfeiertag. Öffentliche Einrichtungen und viele Geschäfte bleiben an diesem Tag geschlossen. In den Gasthäusern hingegen wird schon ab den frühen Morgenstunden mit einem Weißwurstfrühstück in den Tag gestartet.
So natürlich auch bei uns im Kolberbräu, wo Sie mitten im Geschehen sind. Kommen Sie vorbei, lassen Sie sich dieses einzigartige Spektakel nicht entgehen und schlemmen Sie nebenbei beste Bayrische Küche in unserem Haus.
Bildquelle: Bad-Tölz